Europark ein „Modell mit Vorzeigecharakter“

Aus den Grafschafter Nachrichten: Niedersachsens Ministerpräsident David McAllister (CDU) hat gestern erstmals den Europark besucht. Eigentlich hatte der Regierungschef nur seinen Amtskollegen Peter Harry Carstensen (CDU) aus Schleswig-Holstein begleiten wollen. Doch der hatte nach dem politischen Wirbel um den zurückgetretenen CDU-Landeschef Christian von Boetticher offenbar andere Sorgen und sagte den Termin in der Grafschaft am Montagmorgen ab. McAllister aber kam und nutzte den Besuch nicht nur, um sich ein Bild vom Europark zu machen. Er sammelte auch Informationen für Carstensen.

Der war vor einiger Zeit über die Bentheimer Eisenbahn auf das deutsch-niederländische Gewerbegebiet aufmerksam geworden. Das Grafschafter Unternehmen hatte im vergangenen Jahr bei einem Kongress in Flensburg die grenzüberschreitende Zusammenarbeit vorgestellt â€" und damit Carstensens Interesse geweckt. „Er plant etwas Ähnliches mit den Dänen und wollte sich dazu den Europark anschauen“, erklärte McAllister. Er werde ihm mitteilen, dass der Europark ein „Modell mit Vorzeigecharakter“ sei. Das Land Niedersachsen habe gut daran getan, die Entwicklung des Europarks über Parteigrenzen hinweg zu unterstützen.

Nach seiner Ankunft am „Euroterminal II“ der Bentheimer Eisenbahn sah sich der Ministerpräsident erst einmal um und stellte überrascht fest, „wie groß das alles ist“. Bert Bouwmeester, Bürgermeister der Gemeinde Coevorden, begrüßte den Gast aus Hannover und berichtete ihm, dass die Grenze im Europark quasi nicht mehr existiere. „Die europäische Vereinigung wird hier sichtbar, sie ist aber noch nicht abgeschlossen“, sagte Bouwmeester. Das sah Daniela Kösters, Bürgermeisterin der Samtgemeinde Emlichheim, ähnlich. Sie erklärte, dass Coevorden und Emlichheim den vermeintlichen Nachteil ihrer Randlage in einen Standortvorteil umgemünzt hätten. Allerdings gebe es immer noch rechtliche Fragen, die Politik, Verwaltung und Unternehmen vor Probleme stellten. „Es könnte sicherlich noch vieles erleichtert werden“, gab sie McAllister mit auf den Weg nach Hannover.

Ansgar Duling, Geschäftsführer der Europark Betreibergesellschaft und Erster Samtgemeinderat in Emlichheim, erläuterte dem Ministerpräsidenten Geschichte und Entwicklung des Europarks und arbeitete die Vor- und Nachteile grenzenloser Zusammenarbeit heraus â€" also eigentlich genau das, was den Ministerpräsidenten von Schleswig-Holstein vermutlich noch ein wenig brennender interessiert hätte als McAllister. Eine Busfahrt durchs Gewerbegebiet rundete die Stippvisite ab. Landrat Friedrich Kethorn und der Landtagsabgeordnete Reinhold Hilbers (beide CDU) nutzten den Besuch des Regierungschefs gestern auch dazu, um sich politische Unterstützung für den Bau der Südumgehung von Emlichheim zu sichern. Die Bundesstraße 403 sei ein wichtiger Zubringer des Europarks und schlängele sich derzeit noch mitten durch Emlichheim.

McAllister, der zurzeit auf Sommertour durch Niedersachsen ist, zog ein positives Fazit seines Besuchs an der Grenze: „Einmal sehen ist besser als 1000 Mal lesen.“