Bestens vernetzt: Der Grafschafter CDU-Politiker Reinhold Hilbers gewinnt an Einfluss

Der 44-Jährige aus Lohne ist in Hannover zum Sprecher für Haushalt und Finanzen seiner Fraktion aufgestiegen. Das ist angesichts der aktuellen Globalkrise zwar kein Zuckerschlecken â€" gleichwohl aber ein Sprungbrett für höhere Weihen.

Von Guntram Dörr – nordhorn. Begrüßt wird Reinhold Hilbers in der Grafschaft so oft wie kaum ein Zweiter. Präsenz ist sein Markenzeichen, Pünktlichkeit nicht immer. Sein proppenvoller Wahlkreis-Terminkalender bringt ihn in Verzug, weil noch das kleinste freie Plätzchen gefüllt wird. Ob ein Sportverein zum Jubiläum lädt, in seiner Heimatgemeinde Lohne eine Radwegfreigabe ansteht oder ein Landesminister auf den Spinnerei-Hochbau von Nino in Nordhorn zu schleppen ist â€" der CDU-Politiker sagt zu, sucht die erste Reihe, aber auch das Vier-Augen-Gespräch am Rande.

Geschäft eines Umtriebigen, der kein Thema auslässt, pendelnd zwischen der Landeshauptstadt und der Grafschaft, wo er als Parteichef seine ausgleichende Funktion gerne betont, intern aber gelegentlich mit harter Hand durchgreift. Zudem führt er die CDU-Fraktion im Kreistag, wo er in Wortbeiträgen die Samthandschuhe bisweilen ganz öffentlich beiseite legt. Später, wenn der Rauch verzogen ist, lässt sich das schon wieder einrenken. Findet Hilbers.

Bienenfleißig hat sich der 44-jährige Lohner auch in Hannover nach oben gearbeitet. Seit 2003 gehört er dem Landtag an, von Beginn an als Mitglied des Haushaltsausschusses. Er ist inzwischen bestens vernetzt, hat die richtigen Drähte gespannt und arbeitet beharrlich an seinen Zielen, auch den persönlichen. Mitte Juni wählte ihn die Fraktion zum haushalts- und finanzpolitischen Sprecher und Nachfolger von Bernd Althusmann, der als Staatssekretär ins Kultusministerium wechselte. Ein Top-Job auf der politischen Skala, gut geeignet, um dort „mitreden zu können, wo die Entscheidungen fallen“, sagt Hilbers. Und er macht keinen Hehl daraus, dass er „für diese Riesenchance“ rechtzeitig seinen „Hut in den Ring geworfen“ hat, als es um die Sprecherfunktion und â€" damit verbunden â€" das Aufrücken in den CDU-Fraktionsvorstand ging. Er sagt aber auch: „Das Amt muss zum Mann kommen.“ Beides wird wohl richtig sein. Festzustellen ist auch: Hilbers ist damit auf Augenhöhe mit dem mächtigen Emsland-Abgeordneten Heinz Rolfes auf dessen ureigenstem Politikfeld.

Der gelernte Kaufmann, ehemalige Volksbank-Mitarbeiter und Verwaltungsleiter der Lebenshilfe Nordhorn GmbH kann ein fundiertes Wissen um finanzpolitische Zusammenhänge vorweisen. Nun kommt, wie er sagt, „eine echte Querschnittsaufgabe“ auf ihn zu. Über seinen Tisch geht alles, was im Landtag mit Geld und Kosten zu tun hat. Das wissen Landtagskollegen, die mit Wünschen und Forderungen künftig häufiger in seinem Büro auftauchen dürften, aber auch Lobbyisten aller Couleur.

Allerdings wird angesichts der Weltfinanzkrise wenig Gestaltungsspielraum bleiben. Hilbers erwartet „schwierige Haushaltsberatungen“, damit einher gehend unpopuläre und harte Einschnitte â€" und findet das „wirklich bedauerlich“, weil die schwarz-gelbe Koalition die Schuldenlast des Landes über Jahre höchst erfolgreich gedrückt habe. Doch bevor es erneut ans Sparen und Konsolidieren geht, steht eine Netto-Neuverschuldung von 2,3 Milliarden Euro an als Folge der wegbrechenden Steuereinnahmen und Verpflichtungen aus den Konjunkturpaketen der Bundesregierung. Kein Zuckerschlecken, aber â€" wenn denn der Abbau „auf Null“ bis 2017 gelingt â€" ein Sprungbrett für höhere Weihen.

Hilbers winkt ab, wenn die Rede auf Ministerwürden kommt. Er sieht sich als „leidenschaftlichen Parlamentarier“, will „seine Vorstellungen durchsetzen“. Das neue Amt, sagt er, „ist gut für den Wahlkreis“. Dort allerdings wird er sich künftig weniger oft sehen lassen können, weil die neuen Aufgaben in Hannover „sehr komplex und arbeitsintensiv“ seien.

Reinhold Hilbers will eine Gesellschaft, die „Maß und Mitte“ wieder neu schätzen lernt. Er, der Allgegenwärtige mit der Aura des Atemlosen, wird sich beides auch selbst verordnen müssen. Siehe Terminkalender.

Entnommen aus den Grafschafter Nachrichten vom 27. Juni 2009