Folgen des Lehrermangels in Niedersachsen: Auch im Landkreis Grafschaft Bentheim fällt Unterricht aus

Nach Auffassung des CDU-Landtagsabgeordneten Reinhold Hilbers muss dringend ein Rezept gegen die ungenügende Versorgung der niedersächsischen Schulen mit Lehrkräften her. Die aktuellen statistischen Daten für die allgemein bildenden Schulen, die Kultusministerin Heiligenstadt (SPD) aufgrund einer Anfrage von Reinhold Hilbers im Landtag herausgeben musste, zeigen deutlich, dass landesweit Unterricht ausfällt. An vielen Schulen ist auch der Pflichtunterricht vom Ausfall betroffen. „Wir gehen davon aus, dass im laufenden Schuljahr rund 600.000 Schulstunden in Niedersachsen nicht erteilt werden können, weil Lehrer fehlen. Der landesweite Durchschnittswert von nur 98,9 Prozent Unterrichtsversorgung spricht eine deutliche Sprache. Er ist so niedrig wie seit rund 15 Jahren nicht mehr“, sagt Hilbers.

Auch der Landkreis Grafschaft Bentheim ist betroffen: Wie der Abgeordnete Hilbers durch seine Anfrage erfahren hat, liegt der statistische Durchschnittswert für alle allgemein bildenden Schulen im Landkreis Grafschaft Bentheim nur bei 98,8 Prozent. An den einzelnen Schulformen sieht es im landkreisweiten Durchschnitt so aus: Gesamtschulen 100,4%; Hauptschulen 92,4%; Realschulen 101,5%; Förderschulen 93,1%; Oberschulen 99,5; Gymnasien 99,7% „Alles unter 100 Prozent bedeutet, dass zahlreiche Unterrichtsstunden an den Schulen ausfallen, da ein Lehrer immer auch Ausfallzeiten hat.“

Reinhold Hilbers betont, dass die Durchschnittswerte vom Stichtag 18. August 2016 nichts über die tatsächliche Lehrerversorgung an den einzelnen Schulen aussagen. Darum wollte sich Hilbers auch die Daten für alle Schulen des Landkreises Grafschaft Bentheim einzeln vorlegen lassen und hat in der Landtags-Drucksache 17/7204 auch explizit danach gefragt. Doch bislang gebe es darauf keine Antwort: „Bislang verweigert Kultusministerin Heiligenstadt mir noch die Herausgabe der Daten. Ich frage mich, ob die Zahlen für einzelne Schulen in unserem Landkreis vielleicht so schlecht sind, dass die Ministerin die Herausgabe möglichst lange hinauszögern will“, mutmaßt Hilbers.

Hilbers bedauert es im Sinne der Schülerinnen und Schüler besonders, dass der Wert der Unterrichtsversorgung im Vergleich zum vergangenen Schuljahr noch einmal gefallen ist. „Die Unterrichtsversorgung ist sowohl an allgemein bildenden Schulen als auch an berufsbildenden Schulen historisch niedrig“, sagt Hilbers.

„Kultusministerin Heiligenstadt hat durch falsche Entscheidungen erheblich selbst dazu beigetragen, dass so viel Unterricht ausfällt. Sie hat die Unterrichtsverpflichtung für Gymnasiallehrkräfte erhöht, was rechtswidrig war und was sie daher wieder zurücknehmen musste. Diese Fehlentscheidung wirkt sich auch heute noch negativ aus, denn damals wurden notwendige Einstellungen verschleppt. Die Schuld am Stundenausfall nun den Flüchtlingen in die Schuhe zu schieben, so wie die Ministerin es tut, ist ein hilfloses und noch dazu infames Ablenkungsmanöver“, urteilt Reinhold Hilbers.

Neben den Werten für die allgemein bildenden Schulen wird die CDU-Landtagsfraktion beim Kultusministerium auch die Werte für die einzelnen berufsbildenden Schulen abfragen. „An den berufsbildenden Schulen sinken die Werte der Unterrichtsversorgung auf immer neue Tiefstände. Im laufenden Schuljahr sind wir bei nur noch 88,1 Prozent angelangt, nach bereits äußerst geringen 88,6 Prozent im Vorjahr. Hilbers fordert: „Hier muss sich dringend etwas ändern. Die Landesregierung ist hier auch gegenüber der ausbildenden Wirtschaft in der Pflicht – die Qualität der dualen Ausbildung muss gesichert bleiben“