Neue Museumsausstellung im NINO-Hochbau erntet zur Eröffnung viel Lob

Aus den Grafschafter Nachrichten.

Von Thomas Kriegisch – Nordhorn. Was im Obergeschoss des einstigen NINO-Spinnereigebäudes über Aufstieg, Blütezeit und Niedergang des Textilzentrums Nordhorn sowie zur Entwicklung der internationalen Modefotografie von 1950 bis 1990 erzählt und gezeigt wird, faszinierte zur Eröffnung ebenso eine Ministerin wie Besucher, Kommunalpolitiker, Museumsfachleute, Sponsoren oder ehemalige Textiler. „Museumsleiter Werner Straukamp hat professionelle Arbeit geleistet“, lobte Prof. Dr. Johanna Wanka, Niedersachsens Ministerin für Wissenschaft und Kultur. Dazu habe das Stadtmuseum aber auch gute Voraussetzungen gehabt: einen großen Sammlungsbestand aus der textilen Vergangenheit sowie das imposante Baudenkmal des Spinnereihochbaus, der durch weitsichtiges Engagement nicht abgerissen wurde und den man als saniertes und modernisiertes Denkmal der Industriegeschichte auch noch in 50 Jahren bestaunen werde. Die Ausstellung im NINO-Hochbau bietet aus Sicht der Ministerin einen Zugang in die Textil- und Modewelt auf „hohem Niveau“. Dabei werde mit der Mode ein Thema beleuchtet, das immer gefragt ist. Die Ausstellung führe exemplarisch vor, wie man mit der Vergangenheit nicht nur nostalgisch, sondern auch lebendig umgehe: „Wenn man nicht an die Textilindustrie qualifiziert erinnert, geht ein Stück Stadtgeschichte und Identität verloren“, warnte Wanka.

Den identitätsstiftenden Aspekt der einst großen Nordhorner Textilindustrie betonte Bürgermeister Meinhard Hüsemann. Die Ausstellung erinnere an eine großartige Zeit und bewahre einen großen Teil der Geschichte Nordhorns: „Die Textilindustrie hat über Jahrzehnte dazu beigetragen, dass Nordhorn sich entwickelt und zu dem geworden ist, was es heute darstellt.“ Die Schau und den für 25 Millionen Euro sanierten Hochbau lobte Hüsemann als „eine einmalige Verbindung von Wirtschaft und Kultur“ und einen „Meilenstein in der Stadtentwicklung“.

Der Bürgermeister erinnerte daran, dass alles nicht ohne die Unterstützung aus öffentlicher und privater Hand möglich gewesen wäre. Besonders hob er die „außergewöhnliche Unterstützung“ der Niedersächsischen Sparkassenstiftung in Kooperation mit der Grafschafter Sparkassenstiftung hervor, die den Löwenanteil an Drittmitteln zum Aufbau der fast 500000 Euro teuren Ausstellung beisteuerte. Weitere Förderer waren die Stiftung Niedersachsen, das Land, die Kreisstadt, der Landkreis, die Emsländische Landschaft und Sponsoren aus der Grafschafter Wirtschaft. Die Stadt sicherte dem Museumsverein Grafschaft Bentheim als Träger einen dauerhaften jährlichen Betriebskostenzuschuss zu. „Es ist eine Verbindung geschaffen worden zwischen unser heutigen Wirtschaft und der untergegangenen Wirtschaft des vorherigen Jahrhunderts“, meinte Hüsemann: „Nordhorn konnte sich nur entwickeln, weil die Grundlagen in den Zeiten der industriellen Hochkonjunktur entstanden sind. Das gilt es zu bewahren. Mit dieser Dauerausstellung haben wir das Fundament geschaffen.“

Wie Gerrit Knoop, Vorsitzender des Museumsvereins, gegenüber den GN berichtete, sei man beim Aufbau des Museums voll im Kostenrahmen geblieben: „Das, was wir mit dem Budget erreicht haben, ist super.“

Für die Förderer der Ausstellung stellte Dr. Sabine Schormann, Geschäftsführerin der Niedersächsischen Sparkassenstiftung, hochzufrieden fest, dass die Mittel in eine „wunderbare“ und „absolut begeisternde neue Ausstellung“ geflossen sind. Das Vertrauen, das die Stiftung 2006 nach dem Besuch der Probeausstellung im noch unsanierten Spinnereihochbau in das Projekt gesteckt habe, sei nicht enttäuscht worden. Mit dem Aufbau habe das Stadtmuseum eine „imponierende Leistung“ vollbracht. Dieses lebendige Beispiel der Textilgeschichte warte nun darauf, die Grafschafter und die auswärtigen Besucher zu verzaubern.

Einen spannenden und kurzweiligen Festvortrag über die Entwicklung von Textilindustrie und Mode von der Nachkriegszeit bis in die 1970er Jahre sowie die führende Rolle des Unternehmens NINO und der Nordhorner Textilindustrie in den 1950er und 1960er Jahren hielt Dr. Adelheid Rasche, Leiterin der Lipperheideschen Kostümbibliothek im Kulturforum Potsdamer Platz in Berlin. Sie berichtete, dass es in der Produktwerbung niemals zuvor und danach eine solch enge Zusammenarbeit zwischen Textilindustrie und Modemachern gegeben habe wie in den 1950er und den 1960er Jahren. Dank diese Kooperation könne heute die neue Ausstellung aus einem besonders großen und qualitativ hochwertigen Sammlungsbestand schöpfen. Dazu gehören etwa die Modefotos von Helmut Newton, F.C. Gundlach, Christa Peters, Rico Puhlmann oder Regina Relang.

Museumsleiter Straukamp erklärte, dass mit der Eröffnung die 17-jährige Aufbauzeit des Museums weitgehend beendet sei. Im NINO-Hochbau verfüge man nun über die angemessene Fläche, um viele der herausragenden Zeugnisse der Textil-Ära zeigen zu können. Mit der Ausstellung sei das Stadtmuseum nun von der Regional- in die Landesliga aufgestiegen.

Die Ausstellung vereint eine große Auswahl von Industrie- und Modefotografien, Original-Kleidung aus Povel-, NINO- und Rawe-Stoffen, Musterbüchern und -coupons sowie viele weitere Exponate aus der Textilgeschichte. Zu den vertretenen Industriefotografen wie Charles Wilp oder Paul Wolff gehören auch regionale Fotografen wie Richard Zahn, Rudolf Bulla, Hans Rademaker, Ferdinand Tesch, Helmut Röh, Hans-Christian Boestfleisch und Werner Westdörp.